Literatur

Waris Dirie (Mit Cathleen Miller): Wüstenblume

Das Buch erzählt die wahre Geschichte von Waris Dirie, die als Nomadenmädchen in der Wüste Somalias aufwuchs. Im Alter von fünf Jahren wurde sie beschnitten. Als sie 13 Jahre alt war, floh sie vor der Zwangsverheiratung mit einem alten Mann zu ihrer Großmutter in die Hauptstadt Mogadischu. Die Großmutter verschaffte Waris eine Stellung als Dienstmädchen bei ihrem Onkel und seiner Familie in der somalischen Botschaft in London. Dort musste sie jahrelang ohne Bezahlung arbeiten und durfte das Haus nicht verlassen. Als der Onkel nach Somalia zurückbeordert wurde, blieb Waris Dirie in London und arbeitete als Putzfrau in einem Fastfood-Restaurant. Mit 18 Jahren wurde sie dort von dem englischen Star-Fotografen Terence (Terry) Donovan entdeckt und machte als internationales Top-Model Karriere. In einem Interview mit der Zeitschrift „Marie Claire“ erzählte sie 1997 von ihrer Beschneidung. Bis dahin war die weibliche Genitalverstümmelung in der westlichen Welt kaum bekannt. Von da an wurde Waris Dirie zur Vorreiterin im Kampf gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen.

Waris Diries Biografie „Wüstenblume“ erschien 1997 und wurde ein internationaler Bestseller. Viele Menschen sind durch dieses Buch zum ersten Mal mit dem Thema weibliche Genitalbeschneidung in Berührung gekommen. Häufig wird es auch im Schulunterricht eingesetzt, um mit Jugendlichen über das Thema zu sprechen.

Filme

Wüstenblume

Großbritannien/Deutschland/Österreich 2009, 120 Min.

Die Lebensgeschichte von Waris Dirie wurde – basierend auf ihrem Buch – verfilmt. Regie führte Sherry Hormann. Im September 2009 kam der Film „Wüstenblume“ in Deutschland in die Kinos. Er endet mit der Rede Waris Diries vor den Vereinten Nationen in New York im Jahr 1997. Im selben Jahr wurde sie zur UNO-Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung ernannt. „Wüstenblume“ war mit über 1 Million Besuchern einer der erfolgreichsten Kinofilme im Jahr 2009. Er wurde mit dem Bayerischen Filmpreis als „Bester Film“ ausgezeichnet und für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Mit großem Einfühlungsvermögen wird das Thema weibliche Genitalbeschneidung im Film „Wüstenblume“ dargestellt. Der Film eignet sich gut als Einstieg in das Thema: für Jugendliche im Schulunterricht oder bei Informationsveranstaltungen.

Bolokoli – Mädchenbeschneidung in Mali

Deutschland 2000, 29 Min.

Der Dokumentarfilm von Rita Erben zeigt die Tradition der weiblichen Genitalbeschneidung am Beispiel Mali. Bolokoli – so wird die Beschneidung in der Sprache der Bambara genannt. In einem Dorf findet eine Beschneidung statt. Aber es gibt auch immer mehr Frauen in Mali, die gegen die Beschneidung kämpfen, so wie Mariam. Diese Frauen sind die Hoffnung für viele junge Mädchen. Ein Beispiel ist der Radiosender „Die Stimme der Frauen“, der über die gesundheitlichen und psychischen Folgen aufklärt. Nach 15 Jahren hat die Beschneiderin Dango ihre „Tätigkeit“, die ihr ein gutes Einkommen sicherte, aufgegeben. Sie engagiert sich nun in der „Vereinigung für die Rechte der Frau“. Ihren Töchtern will sie ersparen, was sie selbst so vielen anderen Mädchen angetan hat.

2001 wurde „Bolokoli“ mit dem 3. Preis des Eine-Welt-Filmpreises NRW ausgezeichnet. Der Film setzt sich auf einfühlsame Weise mit dem Thema weibliche Genitalbeschneidung auseinander und zeigt keine Beschneidung. Er eignet sich deshalb auch gut für den Einsatz im Schulunterricht und bei Informationsveranstaltungen.

Unsere Beratungsstelle nutzt Filme wie „Wüstenblume“ und „Bolokoli – Mädchenbeschneidung in Mali“ auch in der Gruppenberatung, so zur Information der Männergruppe.

Moolaadé – Bann der Hoffnung

Senegal/Frankreich u.a. 2004, 120 Min., OmU

Der Spielfilm von Regisseur Ousmane Sembène erzählt von dem mutigen Aufbegehren gegen eine schädliche Tradition. Vier Mädchen zwischen sechs und zehn Jahren fliehen am Vorabend ihrer Beschneidung auf den Hof von Collé – einer Frau, die sich vor Jahren der Beschneidung ihrer Tochter widersetzt hat. Als Kind wurde sie selbst beschnitten und leidet noch immer unter den Folgen. Collé gewährt den bedrohten Mädchen Asyl und beruft sich dabei auf ein traditionelles Schutzrecht, das Moolaadé genannt wird. Niemand darf ihren Hof betreten und niemand darf die Mädchen anrühren, bis sie diesen Bann wieder aufhebt – oder öffentlich für ihren Ungehorsam bestraft wird. Sichtbares Zeichen für den Schutzbann Moolaadé ist ein farbiges Band, das sie vor den Eingang ihres Hofes gespannt hat.

Das couragierte Verhalten von Collé führt zum Konflikt innerhalb der Dorfgemeinschaft und es bilden sich zwei Fraktionen: die einen bewundern sie, die anderen verdammen sie. Der gesellschaftliche Druck auf Collé wächst ständig und der Zorn der Männer und der traditionalistischen Frauen richtet sich auch gegen alle Transistorradios des Dorfes. Für die Frauen im Dorf ist das Radio der einzige Zugang zur modernen Welt. Es läuft ständig bei der Verrichtung ihrer täglichen Arbeit. Schließlich landen die Radios auf einem Scheiterhaufen und werden verbrannt.

Mit „Moolaadé“ greift Ousmane Sembène in seinem Film auf eine alte afrikanische Tradition zurück, um eine andere alte – schlechte – afrikanische Tradition, die rituelle Genitalbeschneidung, zu kritisieren. Das Haus der Collé wird zu einem Schutzraum, in dem das Rechtsystem einer von Männern dominierten Dorfgemeinschaft vorübergehend außer Kraft gesetzt ist.