Rekonstruktion der weiblichen Genitalien
Viele Frauen leiden unter den gesundheitlichen Folgen der Genitalbeschneidung und haben chronische Schmerzen. Oft ist die Sexualitä stark beeinträchtigt. Beim Geschlechtsverkehr können Narben reißen, was Schmerzen und Blutungen verursacht. Die Orgasmusfähigkeit ist gering bis unmöglich, so dass die Sexualität als nicht befriedigend und unerfüllt empfunden wird. Das führt häufig zu einer psychischen Belastung und Problemen in der Partnerschaft.
Immer häufiger kommen betroffene Frauen in unsere Beratungsstelle, die sich für die Möglichkeit einer Rekonstruktion der Genitalien interessieren. Es gibt nur sehr wenige Ärzte, die eine solche Operation durchführen. Einer von ihnen ist Priv.-Doz. Dr. med. Dan m. O’Dey. Er ist als Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie am Luisenhospital Aachen tätig und hat die Methode einer speziellen Lappenplastik zur natürlichen Rekonstruktion des äußeren Genitals entwickelt (aOAP-Lappenplastik). Mit seinem Verfahren hat er insbesondere schon viele Frauen nach einer Krebserkrankung erfolgreich operiert.
Anfang August 2012 haben unsere Geschäftsführerin Jawahir Cumar und der Gynäkologe Dr. Christoph Zerm ihn in Aachen besucht. In einem ausführlichen Gespräch hat er uns das Verfahren der Rekonstruktion erläutert und unsere Fragen beantwortet.
Bei der Operation nach Beschneidung wird die restliche Klitoris geborgen, von Narben befreit und mittels einer weiteren Lappenplastik in eine kleine Senke gelegt, wie es der intakten unbeschnittenen Situation entspricht. Außerdem werden die äußeren Schamlippen aufgebaut. Durch die aOAP-Lappenplastik wird das Aussehen so sehr verbessert, dass für den Laien mit bloßem Auge beinahe kein Unterschied zu einem intakten Genital wahrnehmbar ist. Dadurch ändert sich das Körperbewusstsein der Frau, die nicht mehr das Gefühl hat, als würde der Genitalbereich nicht zum eigenen Körper gehören (psycho-sexuelle Desintegration). Der Geschlechtsverkehr wird erleichtert, weil der Eingang der Vagina elastischer wird und es nicht mehr zu schmerzhaften Einrissen kommt. Durch die Wiederherstellung der Klitoris ist ein Orgasmus möglich. Eine separate Rekonstruktion der innenliegenden kleinen Schamlippen gelingt bisher noch nicht.
Die Operation dauert etwa 5 Stunden, wenn sowohl die Klitoris als auch die äußeren Schamlippen wiederhergestellt werden. Alles wird in einer einzigen Operation durchgeführt. Die Frauen müssen etwa 8-10 Tage stationär im Krankenhaus bleiben. Wird nur die Klitoris wiederhergestellt, sind es 2-3 Tage. Die Wundheilung ist mit der nach einer Geburt vergleichbar und dauert etwa 3 Wochen. Nach 6- 10 Wochen ist ein beschwerdefreier Geschlechtsverkehr möglich. Bisher haben die Krankenkassen bei all diesen Operationen von Dr. Dan mon O’Dey die Kosten übernommen. Im Kostenübernahmeantrag muss die gesundheitliche Beeinträchtigung deutlich gemacht werden.
Zuerst findet ein Initialgespräch mit ausführlicher Beratung und Befunderhebung statt, das von Dr. O’Dey persönlich geführt wird. Er fragt die Frauen auch nach ihren Bedürfnissen und Erwartungen. Danach wird die Bestätigung der Krankenkasse abgewartet. Das kann etwa 3 Wochen dauern. Nach der Zusage der Krankenkasse erfolgt das detaillierte Aufklärungsgespräch über die Operation sowie ein Termin mit dem Anästhesisten, der eventuell separat stattfindet. Eine längere Frist zwischen den Vorgesprächen und der Operation muss nicht eingehalten werden, weil die Frauen sich ihrer Entscheidung in der Regel sehr sicher sind. Nach der Operation führt Dr. Dan mon O’Dey regelmäßige Nachgespräche mit den Frauen: nach einer Woche, einem Monat, drei Monaten, einem halben Jahr und einem Jahr sowie bei Bedarf.
Damit haben Frauen in Nordrhein-Westfalen nun in ihrer Nähe eine Möglichkeit zur Rekonstruktion nach Genitalbeschneidung. Bisher wussten viele Frauen nur, dass Dr. Pierre Foldès in Paris Klitoris-Rekonstruktionen durchführt. Er ist der bekannteste Arzt auf diesem Gebiet. Seine besondere Leistung besteht darin, die Klitoris hervorragend zu bergen, er macht jedoch keine Schamlippen-Rekonstruktion. Dr. Foldès ist Urologe und kein Plastischer Chirurg.
Unsere Beratungsstelle berät und begleitet betroffene Frauen, die eine Operation zur Rekonstruktion der Genitalien durchführen lassen möchten.
Auch beim Kostenübernahmeantrag an die Krankenkasse unterstützen wir die Frauen.
Kontakt:
Beratungsstelle stop mutilation Deutschland e.V.
Jawahir Cumar
Tel. 0211-93885791
j.cumar@stop-mutilation.org